Mediation in der Wirtschaft​

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„Aus Freunden wurden Konkurrenten“ – Diese Überschrift passt zu einer Mediation, die ich im Wirtschaftskontext durchgeführt habe. Zwei Geschäftsführer eines schnell wachsenden Start-up-Unternehmens haben in der Mediation ihre Rollen und Privilegien neu sortiert und strukturiert. Im Anschluss an die Mediation haben wir im Workshop das gesamte Team wirkungsvoll und zielgerichtet gestärkt.

Im konkreten Konfliktfall zwischen zwei Kollegen, zwischen MitarbeiterIn und Vorgesetzten oder im Team (Abteilung, Station, Bereich) wird Mediation eingesetzt. Ich arbeite in der Wirtschaftsmediation branchenunabhängig, für Unternehmen, Organisationen oder Institutionen. Vor allem wenn es um die Bearbeitung von Konflikten auf der Beziehungsebene geht. Stehen in der Wirtschaftsmediation rechtliche Themen im Fokus, so bietet sich die Co-Mediation mit einem Rechtsanwalt im Team an.

Als allparteiliche Mediatorin unterstütze ich den Lösungsprozess unter Berücksichtigung aller Interessen und Bedürfnisse der Medianten (Konfliktparteien). Dabei gehe ich schrittweise und verhaltensorientiert vor, ich lade ein, ermutige und unterstütze individuell. Bei Eskalationen vermittle ich mit der Bedürfniskommunikation nach Marshall B. Rosenberg (Gewaltfreie Kommunikation).

Die Mediation schaut in die Vergangenheit, wenn es der Zukunft dient. Das Mediationsziel ist, gemeinsam eine zukunftsorientierte, verbindliche Lösung / Vereinbarung zu erarbeiten. Ausbildungs-Zertifikate finden Sie unter der Seite Mediation.

Struktur_der_Mediation

Informations­veran­staltung für alle Konfliktparteien

Abhängig von der Konflikt-Eskalationsstufe, biete ich vor jeder Mediation für einzelne Personen ein Kennenlern-Gespräch oder eine Informationsveranstaltung  für alle Konfliktparteien an, um das Vertrauen zu stärken und das Konzept sowie einzelne Verfahrensschritte zu präsentieren.

In diesem Vorbereitungstermin werden neben dem Kennenlernen der Mediatorin oder der Mediatoren (Co-Mediation, Team-KrauseMediation), die vertrauliche Arbeitsweise sowie das verbindliche Arbeitsbündnis besprochen. So können mögliche Irritationen und Unsicherheiten bzgl. des Verfahrens Mediation im Vorfeld thematisiert werden.

Im Sinne der Salutogenese (Bausteine des erfolgreichen Selbstmanagements) nach Aaron Antonovsky geht es darum, die Sinnhaftigkeit, die Machbarkeit und die Verstehbarkeit von Mediation zu verdeutlichen. Warum? Damit sich Konfliktparteien einlassen und engagieren können, weil die Eigenverantwortlichkeit sowie die Bereitschaft zur Aktivität wichtige Voraussetzungen zum Gelingen von Mediation sind.

Artikel: Einblicke in eine Teammediation aus der Automobilbranche

„Manchmal geht bei uns gar nichts mehr – dann arbeiten alle gegeneinander…“ so lautete die sorgenvolle Wortmeldung während meines Gespräches mit einem Bereichsleiter eines Automobilzulieferers. Wir planten einen 2tägigen Workshop mit integrierter Konfliktklärung für sein 12köpfiges Team, den ich mit einer CoMediatorin gemeinsam durchführte.

Von den Teammitgliedern tauchte bereits am Anfang des Prozesses immer wieder eine Aussage und Frage auf: „Wir machen doch nichts falsch. Warum ist das nur alles so kompliziert? Wir haben doch schon alles versucht!“ Es herrschte eine aufgeregte Stimmung und der Druck, endlich ein sinnvolles Ergebnis zu erreichen, war spürbar.

Puzzle zur Klärung

Zum Einstieg hatte jedes Teammitglied die Aufgabe, seine Erfahrungen und Erlebnisse zu schildern. Es wurde sehr deutlich, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen der Situation waren. Die Wahrnehmungen differierten sehr stark. Durch eine unauffällige Moderation konnte diese Einzigartigkeit in der Wahrnehmung und in der Wiedergabe als sehr bereichernd für die Beteiligten angenommen werden. Das unterstützte den Prozess des Verstehens und des sich Öffnens.
 
Wir haben anschließend die Metapher eines Puzzles benutzt, um daran die Thematik der Eigenverantwortlichkeit greifbar zu machen: Das Team ist wie ein Puzzle, das sich aus einzelnen Teilen zusammen setzt. Die einzelnen Teile sind ineinander verzahnt und ergeben so eine Struktur mit Verbindungen. Jedes Teammitglied ist ein individueller Teil dieses Ganzen. Im Kontakt miteinander entsteht ihre Verzahnung, das Zusammensein oder das Gegeneinandersein. Keiner allein kann das Teambild verändern.
 
Sprechen Teammitglieder darüber und machen sie sich so ihre gegenseitigen Verbindungen bewusst, können sie Reibungen, Unklarheiten aufgreifen und ihr Verhalten selbst überprüfen. Denn nur sie sind die Spezialisten für ihren Klärungsprozess und nur sie wissen die wirklich erfolgreichen Lösungen dafür.

Verhaltensänderung ist schwer

Auf der Ebene der eigenen Verhaltensänderungen zu arbeiten, bedeutet seine eigenen „alten“ Strukturen zu verlassen und Neuland zu betreten. Unsicherheiten treten auf, denn niemand weiß im Vorfeld, wie es weiter geht und ob sich etwas verbessert. Ebenso ist viel Mut und Selbstvertrauen gefordert, um etwas Neues (ein anderes Verhalten) auszuprobieren. Ist der Wille und die Bereitschaft gegeben, so ergeben sich Lösungen scheinbar wie von selbst.

Tauchen in diesem Zusammenhang Wortmeldungen auf, wie z.B. „…früher war es viel schlimmer, eigentlich ist es jetzt doch ganz okay.“, sind dies Anzeichen dafür, dass der Wille und/oder die Bereitschaft für Lösungen noch nicht gegeben ist. Die derzeitige Bequemlichkeit wird deutlich und setzt sich durch; alte Strukturen und vorhandenes Verhalten sollen bestehen bleiben, um Veränderungen zu vermeiden. Zum Abbau dieser Widerstände und Blockaden, bieten sich Team-Mediations-Methoden an. In diesem Fall viel die Wahl auf die Übung „AutoTeile“: Hier besonders zielgruppenorientiert, da die Bezeichnung Auto-Mobil aus dem griechischen abgeleitet ist und „Selbst“-Beweglich bedeutet! Jedes Teammitglied hatte die Aufgabe, seine Stellung und/oder Position im Team anhand eines Autoteiles zu beschreiben. Jedes Teammitglied sollte ein Teil am Auto darstellen.

Autoteile als Team

Folgende Autoteile wurden gewählt: Fenster, Klimaanlage, Luft, ein Reifen, Dach, Lenkrad, Bremse, Scheinwerfer, Auspuff + Spiegel und dreimal Motor. Es entwickelte sich eine Phase des Innehaltens und des Nachdenkens. Plötzlich war zu spüren, wie sich die Atmosphäre im Raum veränderte.
 
Was bedeuten drei Motoren für ein Team? Arbeitet das Team mit einem hohen Tempo? Bewegen die einzelnen Motoren das Auto in eine Richtung? Ist vielleicht eine Bremse lebensrettend und notwendig? Wie arbeiten Luft und Klimaanlage zusammen? Welche Aufgaben übernehmen Scheinwerfer und Lenker? Reicht ein Reifen aus, um das Auto/Team in´s Rollen zu bekommen? Warum gibt es keinen Tank und keine Benzin für das Auto?… Es entstand ein offenes und konstruktives Miteinander, in der die Teammitglieder gemeinsam überlegten, wann und wo diese Erkenntnisse im Arbeitsalltag wieder zu finden sind. Möglichkeiten und Ansätze wurden sichtbar, die die derzeitige Struktur und das Miteinander verändern konnten.
 
Viele unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse wurden in diesem Zusammenhang thematisiert und bearbeitet. Dabei wurde nicht nur über Sinn oder Unsinn von drei Motoren diskutiert sondern ebenso offen über Selbstvertrauen, Mut, Angst, Willenskraft und Bereitschaft gesprochen.

Knackpunkte bearbeiten

Knackpunkte wie z.B. Einhaltung von Absprachen und Fristsetzungen, Verbesserung der internen Kommunikation, Beantwortungen von Mailabfragen, Zuständigkeiten für Aufgaben sowie Vorbereitung und Nachbereitung von Teambesprechungen wurden bearbeitet. Die Basis für einen gemeinsamen Weg mit einem gemeinsamen Ziel entwickelte sich. Unsicherheiten und Unklarheiten sollten in Zukunft angesprochen und offen diskutiert werden, damit das „Auto“ in Zukunft sicher und zuverlässig fahren kann.
 
Im anschließenden Lösungsprozess konnten einzelne, konkrete Schritte daraus abgeleitet werden, die im späteren, gemeinsamen Maßnahmenplan für alle verbindlich festgehalten wurden. So wurde von allen Teammitgliedern u.a. ein scheinbar banales Ergebnis, wie z.B. der Tagesordnungspunkt „Abfrage-Sonstiges“ bei Teamsitzungen als sehr wichtig eingestuft und somit verpflichtend eingeführt.
 
Um seine Erfahrung auszutauschen und die vorgenommenen Vereinbarungen zu überprüfen fand 6 Wochen später ein Follow-up statt. Eindringlich wurde ich von den Teammitgliedern gebeten, die Übung „AutoTeile“ zu wiederholen, um zu sehen, in wie weit sich etwas verändert hatte.
 
Natürlich sind Verhaltensänderungen nicht allein durch Bewusstsein, ein Puzzle und eine AutoTeile Übung zu erreichen. An dieser Stelle möchte ich jedoch nicht weiter auf Details von diesem Teambeispiel eingehen. Der Rahmen dieses Artikels diente lediglich dazu einen kleinen Einblick in eine Teammediation zu geben. (von Sabine Krause)